Du weißt doch, alles bleibt in der Familie! (Teil1)


12.7.2014 | Diesen Satz kennt bestimmt jeder. Und wer zu einer der Mafia-Familien der Cosa Nostra gehört weiß auch, dass dieser Satz seinen Teil an Wahrheit verbirgt.

Diesen Satz kennt bestimmt jeder. Und wer zu einer der Mafia-Familien der Cosa Nostra gehört weiß auch, dass dieser Satz seinen Teil an Wahrheit verbirgt. So verlangt die Mafia von jedem, der Geschäfte macht Pizzo, ihre eigens eingeführte Steuer. Damit spült die Mafia Geld in ihre eigenen Taschen und auch in die ihrer Freunde. Wichtiger als Geld ist aber vor allem die Kontrolle über das Volk, was sie in ihrer Struktur (und auch ihrem Einfluss) zu einer Konkurrenz dem Staat gegenüber werden lässt.
Wer Pizzo zahlt, kann das auf die abenteuerlichsten Arten tun, man kann Geld zahlen, sein Geschäft erst nachmittags öffnen, um andere zu bevorteilen oder einfach seinen Kaffee jeden Morgen im „richtigen“ Laden trinken. Und das ganze passt sich noch an den eigenen Umsatz an, es soll ja niemand bankrott gehen. Außer er zahlt nicht. Wer nicht zahlt, findet gelegentlich einen Benzinkanister vor seiner Tür oder einen Zementsack oder aber schon einmal den Schmuck für das eigene Grab.
Wer sich also wehren möchte, die örtliche organisierte Kriminalität zu finanzieren, hat schlechte Karten. Solange er alleine ist. Daher gibt es Organisationen wie AddioPizzo (http://www.addiopizzo.org/english.asp), mit der wir letzten Samstag in Palermo eine sehr informative Stadtführung zur Mafia in ihren heutigen, historischen und politischen Dimensionen, die aus Sizilianern bestehen, die sich zusammenschließen und gemeinsam offenkundig kein Pizzo zahlen. AddioPizzo zählt bald 800 Mitglieder, die allesamt kein Pizzo zahlen und auch versuchen, nicht indirekt der Mafia Geld zuzuschieben, indem sie, wenn möglich, in Pizzo-freien Geschäften einkaufen. Und gehen dabei kaum Gefahr ein, ein Opfer der Kriminalität zu werden. Wer zusammenhält und einen Gegenpol bildet, macht es der Mafia schwer. Doch schon längst nicht jeder macht mit, vor Allem aus Angst, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wenn er bisher kein Pizzo zahlen musste oder aber, was auf die meisten Sizilianer zutrifft, aus Angst vor möglichen Konsequenzen für sie, ihr Geschäft oder ihre eigene (richtige) Familie.

Fortsetzung:Fortsetzung: Du weißt doch, alles bleibt in der Familie! (Teil2)

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